Etappe 19 – Golling nach Salzburg

Salzburg Wanderei

Ich habe es tatsächlich bis Salzburg geschafft, fragt mich nicht wie, fragt mich nur warum! Weil „weitspazieren“ die tollste Sache der Welt ist, ganz einfach. Wie gut das entschleunigte Gehen doch tut, wie viel ich schon über mich selbst und andere gelernt habe. Jeder meiner Begleiter bisher hat das Wandern anders aufgenommen. Danny, der mich in Vorarlberg begleitet hat, sagte danach: „So viel zum Nachdenken bin ich schon lange nicht mehr gekommen, ein Traum.“ Ihn zwickte nach den Wanderungen vor allem der Oberschenkel. Anja, die mich zwei Etappen bis Innsbruck unterstützte, meinte am Ende nur: „Tolle Sache, aber wie kannst du nur so verrückt sein, so weit zu gehen, mir reichen die zwei Etappen total.“ Sie hatte mit ihrer Muskulatur im Schienbein zu kämpfen. Arno, der vom Zillertal bis Wörgl mit von der Partie war, war zuvor noch nie in Tirol und „wollte sich das einfach mal anschauen und lernen, ob sein Körper so weit gehen kann.“ Er kann! Er hatte mit Blasen auf seinen Zehen zu kämpfen. Eva, die durch ganz Salzburg bis in die Landeshauptstadt mitgegangen ist, war erstaunt, wie gut sie das Weitwandern weggesteckte und „wie gut es tut, so weit zu gehen.“ Ihr taten vor allem die Füße höllisch weh. Aber schon heute Morgen erreichte mich eine Nachricht von ihr: „Bin heute zu Fuß in die Arbeit gegangen, das mache ich normalerweise nie.“

„Wir gehen auf den Etappen über Stock und Stein alle den gleichen Weg, innerlich muss aber jeder für sich seinen eigenen Weg gehen, Etappe für Etappe.“

Was ich damit sagen möchte, es gibt keine einheitliches Weitwandern, jeder reagiert darauf anders – innerlich als auch äußerlich. Eine meiner Begegnungen, Rosanna aus der Schweiz, die für sechs Monate bis nach Jerusalem pilgert, hat es richtig ausgedrückt. „Wir gehen auf den Etappen über Stock und Stein alle den gleichen Weg, innerlich muss aber jeder für sich seinen eigenen Weg gehen, Etappe für Etappe.“ Darum gibt es auch keine einheitliche Antwort auf die Fragen: „Wie ist das Weitwandern eigentlich? Wie kann ich mich darauf vorbereiten?“ Klar, Blasenpflaster einpacken und kräftig Hirschtalg schmieren hilft, aber seinen inneren Weg muss jeder für sich selbst beschreiten und das hat jeder meiner Begleiter bisher auf seine ganz eigene Art und Weise getan.

Ich auf meinem Weg bin aktuell verdammt glücklich. Glücklich, in Salzburg angekommen zu sein. Gestern ging es unspektakulär großteils entlang der Salzach für 30 Kilometer von Golling in die Landeshauptstadt. Zu Beginn machte meiner Begleiterin Eva und mir vor allem der Regen das Leben schwer, viele, viele Tropfen fielen aus dem grauen Salzburger Himmel auf unsere Regenjacken. Eigentlich wollten wir zu den bekannten Gollinger Wasserfällen spazieren, doch bei dem Wetter schien uns das ein eher halblustiges Unterfangen zu sein.

Hallein Wanderei
In der Altstadt von Hallein.

Nach einer längeren Mittagspause in der feschen Altstadt von Hallein (allen, die bei Schlechtwetter nicht 30km zu Fuß gehen müssen und Programm suchen, die Salzbergwerke hier sind definitiv einen Besuch wert), spazierten wir die restlichen knapp 15 Kilometer nach Salzburg. Vor allem der letzte Abschnitt vom bekannten Schloss Hellbrunn bis in die Altstadt, stellte eine Herausforderung dar. Über eine schnurgerade Allee (eine traumhafte Laufstrecke, nach bereits 25 gegangenen Kilometern aber eine Qual!) ging es fünf Kilometer – das Ziel so nah und doch so fern – bis ins Zentrum.

Hohensalzburg Wanderei
Das Ziel immer im Blick, die Festung Hohensalzburg

Salzburg war tatsächlich erreicht, durch die Getreidegasse spazierte ich auf dem bekannten Markartsteg über die Salzach. Und wie es der Zufall so will, knackte ich genau auf der Fußgängerbrücke die 500 Kilometermarke. Eine höchstemotionale Sache für mich, einerseits Salzburg zu erreichen und damit so nahe an meiner Heimat Oberösterreich zu sein, andererseits damit schon über 2.500 Euro für die St. Anna Kinderkrebsforschung gesammelt zu haben. Tja, und wir alle wissen nun: kürzt man nicht über das Deutsche Eck ab, sind es von der Seebühne Bregenz bis nach Salzburg zu Fuß 500 Kilometer.

Salzburg Wanderei
ICH BIN TATSÄCHLICH IN SALZBURG, YESSS!

Ich genieße nun einen herrlichen Ruhetag in Salzburg, sitze gerade im hippen Café 220 Grad und tippe diesen Tagebucheintrag. Morgen geht es von hier weiter nach Mondsee und damit ins nächste Bundesland, mein liebes Oberösterreich, ich komme! An dieser Stelle möchte ich mich noch herzlich beim Tourismusverband Salzburg bedanken, der mich mit zwei Übernachtungen im Hotel am Mirabellplatz unterstützt, es ist ein Gedicht euer Gast zu sein.

Blasencounter: 15
Schnitzelcounter: 3,2
Kilometercounter: 500
Spenden: 2500 € für die St. Anna Kinderkrebsforschung erlaufen

Meine genaue Route könnt ihr übrigens hier nachlesen.

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